Clean zu sein bewahrt uns nicht vor dem Lauf des Lebens. Gottseidank müssen wir jedoch nicht alleine mit den Dingen umgehen. Wenn wir um Hilfe bitten und anderen Menschen erlauben, für uns dazusein, nutzen wir die vermutlich wichtigste Ressource unserer Gemeinschaft: einander. Es kann vorkommen, dass unsere Cleanzeit oder andere Erfolge uns von NA entfernt haben; dann kann uns eine auftretende Schwierigkeit wieder sanft in diese Richtung schubsen. Wenn wir den Mut aufbringen und um Hilfe bitten, ist die NA-Gemeinschaft voller Mitgefühl für uns da. Es hilft, jemanden zu haben, an den wir uns anlehnen können, jenanden der mit uns zusammen unsere Gefühle aushält, der uns ermutigt während wir einen Fuß vor den anderen setzen und uns Mitgefühl schenkt, während wir heilen, uns wieder auf die Reihe kriegen und von vorn anfangen.

Die anderen Mitglieder kennen unseren Drang wegzulaufen und uns mit Essen, Sex oder Shoppen wegzubeamen. Wir kennen den Impuls dichtzumachen, in Kontrollwahn zu verfallen oder andere Charakterfehler hervorzuzaubern, um unseren Problemen und Gefühlen zu begegnen. Wir haben Mitgefühl, weil wir dieselben Gefühle durchlebt haben – oder jedenfalls so ähnliche. Wir können auf tiefer Ebene miteinander in Verbundenheit gehen und unsere emotionalen Leiden und Schmerzen teilen. Auch wenn wir selbst keine direkte Erfahrung mit dem speziellen Thema haben, das ein Mitglied mit uns teilt, können wir trotzdem auf jeden Fall zuhören, eine warme Mahlzeit vorbeibringen oder die Kinder zum Eis essen mitnehmen. Manchmal hilft uns auch die einfache Erinnerung, dass auf Regen Sonnenschein folgt, um den Tag zu überstehen.

Wenn wir mit einem Süchtigen teilen, der leidet, können wir aus uns selbst heraustreten. Das Mitgefühl, das wir empfinden, schafft Identifikation, Dankbarkeit und eine neue Sichtweise. “Der therapeutische Wert, der darin liegt, wenn Süchtige einander helfen” dient sowohl dem Helfenden als auch demjenigen, der die Hilfe empfängt – das wissen wir, weil wir beides schon gewesen sind. Ein Mitglied beschreibt das so: “Mir wurde gesagt, dass das, was ich durchstehe, mir die Kraft geben würde, die ich später brauche. Diese Kraft brauche ich nämlich für dich, und wenn meine Erfahrung dir hilft, kann es bei mir auch nochmal tiefer heilen. Deshalb ist deine Bitte um Hilfe eigentlich ein Geschenk an mich.”