Verantwortung war schon fast ein Schimpfwort in unserer aktiven Sucht. Wir fürchteten es. Wir vermieden es. Uns nahestehende Menschen und vielleicht auch die Polizei oder das Justizsystem sagten uns immer wieder „Übernimm doch mal Verantwortung für dein Leben.” Wir dachten, Freiheit würde auch Freiheit von Verantwortung bedeuten, nur um dann festzustellen, dass genau das Gegenteil zutrifft. Wir waren Gefangene unserer Sucht. Für viele von uns endete diese Version von Freiheit hinter Gittern.

Wir sind keine „schlechten” Menschen weil wir an der Krankheit Sucht leiden, und wir sind auch keine schlechten Menschen, die in NA versuchen „gute” Menschen zu werden. Auch wenn wir nicht Schuld an unserer Krankheit sind müssen wir doch anerkennen, dass viele der Folgen, die wir zu tragen haben, auf unseren eigenen Entscheidungen beruhen. Wir trafen Entscheidungen. Wir handelten. Ein Mitglied teilte: „Mein Leben lang sah ich mich als ein Opfer der Umstände und mein Opferdasein gipfelte darin, andere dafür zu beschuldigen.” Durch die Schrittearbeit erkennen wir, wie wichtig es ist, die Verantwortung für unsere Vergangenheit zu übernehmen, auch wenn es nicht in unserer Macht steht, sie zu ändern. Um voranzukommen, können wir uns nicht an Schuldgefühle über unsere vergangenen Taten klammern, noch können wir uns der Scham über das soziale Stigma Süchtige zu sein hingeben. Wir können nicht zulassen, dass unsere Krankheit uns andauernd überwältigt und lähmt. Wir müssen unsere Handlungen ändern.

NA gibt uns die Gelegenheit, für unsere Vergangenheit und unsere Zukunft die Verantwortung zu übernehmen. Anfangs geht das ziemlich langsam und in kleinen Schritten – vielleicht durch die Erledigung der grundlegendsten Lebensaufgaben, Service machen, einen Sponsor oder eine Sponsorin finden. Wir stellen fest, dass andere Menschen zwar unsere Genesung beeinflussen können, dass wir aber selbst die Arbeit tun müssen, damit sie auch Früchte trägt. „Niemand geht für mich ins Meeting, ruft meinen Sponsor an oder schreibt meine Schritte”, fuhr das Mitglied fort. „ich kann niemand anderen dafür verantwortlich machen, wenn ich meine Genesung vernachlässige und dadurch Schmerz erleide – oder anderen Schmerz zufüge.”

Viele von uns finden durch unsere Arbeit im NA-Programm eine neue Sicht auf unsere Krankheit. Viele von uns sind dankbar für unsere Sucht, weil unser Weg zur Verantwortung in Genesung unser Leben so wundervoll und erfüllend gemacht hat. Und so frei.