Für viele von uns war es in der aktiven Sucht eine Lebensentscheidung, immer wieder neu anzufangen. Wenn es irgendwo schwierig wurde, wenn wir die Miete nicht bezahlt hatten, wenn unsere Beziehung oder unser Job nicht mit unserem Drogennehmen in Einklang zu bringen waren – dann waren wir eben mal wieder weg! Wir fanden eine neue Bleibe, einen neuen Job und eine neue Beziehung mit jemand, der sich mit unserem Mist rumärgern musste. Manche von uns brachten dieses Verhalten auch zu NA mit. Anstatt auch in schwierigeren Situationen clean zu bleiben, drückten wir nochmal auf Neustart und fingen wieder bei Tag eins an.

Wir suchten uns neue Freunde, Sponsoren und Stammmeetings. Das war nicht unbedingt die gesündeste Art durchzuhalten, aber es war unsere Überlebensstrategie, wie wir mit Konflikten und Streit umgingen. Trotzdem kamen wir immer wieder.

Wenn wir eine Zeitlang in NA sind, bekommt ein Neuanfang eine neue Bedeutung. Viele von uns erleiden schwerwiegende Tiefpunkte im Leben, aber wenn wir eng mit NA verbunden bleiben, können wir sofort wieder bei Schritt Eins anfangen – nicht mit Tag eins – wenn unser Leben nicht zu meistern ist.

Andere Mitglieder bleiben viele Jahre clean und sind so sehr damit beschäftigt, gut zu funktionieren, dass wir gar nicht merken, wie sehr wir uns in NA isolieren. Wir sind nicht rückfällig, aber unsere Genesung keucht mühsam dahin. “Heute morgen bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass es mein 25. Cleangeburtstag ist. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den das letzte mal gefeiert habe”, teilte ein Mitglied. “Heute bin ich ins Meeting gegangen, weil mir nichtmal klar war, wie elend ich mich fühle. Ich dachte vielleicht sollte ich was nehmen, damit ich wieder ins Meeting gehen kann. Es ist mir zwar peinlich, wie lange her das ist. Aber ich bin dankbar, dass mein nächster Gedanke gleich war Geh doch einfach ins Meeting und fang nochmal neu an.”

Wie können wir zurückkommen, wenn wir nie wirklich gegangen sind? Anstatt unserem Programm den Stecker zu ziehen können wir einen Neustart wagen. Vielleicht tut es uns ein bisschen leid, dass wir NA als selbstverständlich angesehen haben. Aber jetzt sind wir wieder da und können immer wieder kommen.

Es ist egal, wann oder warum wir neu anfangen. Wichtig ist nur, dass wir es tun.