23. APRIL
23. APRIL
>>
Wir achten auf unser Verhalten und unsere Umgebung, ohne unsere Individualität aufzugeben.
<<
Der Tiefpunkt ist für alle Süchtigen anders. Wir stehen an unterschiedlichen Punkten unserer Krankheit, wenn wir zu NA kommen. Bei manchen ist es sichtbarer als bei anderen. Doch egal, wie es nach außen aussieht, wir befinden uns jeweils genau am richtigen Stand unserer eigenen Erfahrungen.
Unser Kopf stürmt vielleicht voran mit allerlei verqueren Fragen. Unser persönlicher Weg beginnt jedoch fast immer damit, dass wir in Meetings gehen und zwischen den Meetings clean bleiben.
Vielleicht denken wir, dass wir mit den meisten dieser Leute noch nicht mal zusammen Drogen genommen hätten – außer natürlich, sie hätten uns was angeboten. Wir können uns auch nicht vorstellen, dass die alle zusammen gefeiert hätten, aber trotzdem stehen sie nach dem Meeting eine ganze Stunde lang auf dem Parkplatz zusammen. Das finden wir reichlich seltsam. In der aktiven Sucht versuchten wir stets, die jeweilige Situation genau auszuchecken und uns dann entsprechend anzupassen. Aber hier...? Hier soll ich einfach nur ich selbst sein? Was stellen die sich vor? Furchtbar!
Und das ist tatsächlich ein Teil unserer Aufgabe: herauszufinden wer wir sind und genau das absichtlich zu sein. In Es funktioniert: wie und warum lesen wir über den Wert der Vielfalt und die „ruppige Lebendigkeit” in NA. Das klingt passend. Wir hören, dass es keine „richtige” Art gibt, in NA zu genesen. Das finden wir zugleich beruhigend und beunruhigend, je nach Tagesform. Wir versuchen, uns in unserer Einzigartigkeit so gut wie möglich einzufinden, so wie manche von diesen schrulligen Oldtimern. Genau wie sie fühlen wir uns in unserer Individualität immer sicherer und wir lernen, sie in den jeweiligen Situationen angemessen auszudrücken.
Wenn wir akzeptieren, dass unser Wert darin liegt, wir selbst zu sein, wird eine Menge Energie freigesetzt, die wir darauf verwendet haben, uns zu verbiegen. Wir haben nicht mehr das Gefühl, unter dem Teppich verschwinden zu müssen oder heller zu strahlen als alle anderen. Wir werden einfach wir selbst und alle tragen auf unsere eigene Weise zum lebendigen Ganzen bei. Wir brauchen uns nicht anzupassen – weil wir schon dazugehören.
Ich weiß, dass meine Individualität zur Lebendigkeit der NA-Gemeinschaft beiträgt.
Das ermutigt mich, so gut ich kann ganz und gar ich selbst zu sein.