Schrittearbeit, cleanes Leben und der Lauf der Zeit bescheren uns als NA-Mitgliedern das Geschenk der Reife. Wir sammeln praktische Erfahrungen durch die verschiedenen Rollen, die wir in NA übernehmen – als Mitglieder unserer Stammgruppe, Sponsoren und betraute Diener*innen. In jeder dieser Rolle ringen wir mit der Bedeutung und Anwendung der Traditionen iim echten Leben und lernen dabei Urteilsvermögen. Wir verstehen die Wirkweise der einzelnen Traditionen jeder für sich und erfahren, wie durch ihr Spannungsfeld untereinander ein Gleichgewicht entsteht.

Tradition Vier besagt beispielsweise, dass “jede Gruppe autonom sein sollte” und bietet sich als Argumentationshilfe für unkonventionelle Arten, unsere Hauptaufgabe zu erfüllen, an. Die Tradition geht allerdings noch weiter – außer wenn wir manipulieren wollen. Sie zeigt uns nämlich eine ziemlich klare Grenze der Autonomie auf: “außer in Angelegenheiten, die andere Gruppen oder die NA‐Gemeinschaft als Ganzes angehen”. Die übrigen elf Traditionen weisen uns auf Dinge hin, mit denen wir genau das gefährden würden. Als – zumindest angestrebt – reife und verantwortliche NA-Mitglieder nutzen wir unser Urteilsvermögen, um herauszufinden, ob unser Ausdruck von Autonomie sich im Einklang mit den Prinzipien der anderen Traditionen bewegt.

Um Entscheidungen mit Bestand zu treffen, laden wir eine liebende Höhere Macht ein, sich in unserem Gruppengewissen zu zeigen, wie die Zweite Tradition besagt. NA-Gruppen und Gemeinschaften gelangen auf unterschiedliche Weisen zu ihrem Gruppengewissen. Einige Dinge haben wir jedoch gemeinsam: wir kommen in Einigkeit zusammen, wie würdigen und berücksichtigen zahlreiche Sichtweisen, wir geben uns Raum für offenen und ehrlichen Austausch. Indem wir den Willen einer liebenden Höhren Macht zu erkennen suchen, üben wir Urteilsvermögen. Dieses zahlt sich aus, indem wir auf spirituelle Weise weitergehen, vertrauenswürdige Mitglieder für unsere Dienste wählen und Verantwortung dafür übernehmen, ihnen die Ressourcen und Unterstützung zu geben, die sie für die Erfüllung der Aufgabe brauchen.