Bitte beachtet, dass es sich bei unseren Beiträgen nicht um offizielle NA-Literatur handelt, sondern die Artikel nur die persönliche Meinung und Erfahrungen der NA-Mitglieder widerspiegeln, welche die Artikel schreiben.
Es war warm. So richtig warm. Die Fahrt war nicht lang, aber die Hitze ließ die einstündige Fahrt wie eine 5-stündige Fahrt erscheinen. Ich fuhr allein auf die Convention. Ich war ziemlich aufgeregt, denn ich war noch nie ohne Unterstützung oder ohne meinen Partner auf einer Convention. Als wir auf dem Gelände ankamen, parkte ich mein Auto, drehte mich zu den Kindern und sagte ihnen in einem sehr angespannten Ton, was sie alles nicht dürfen. Ein wenig hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil mein Innerstes sagte, dass sich alle auf einer Convention wohl fühlen dürfen, doch ich konnte einfach nicht loslassen. Ich ging den schmalen Weg entlang und sah links oben auf dem Rasen in einem großen Kreis Frauen sitzen. Offensichtlich lief noch das Frauenmeeting. Es war zwar nicht beabsichtigt, doch wenn ich zurückdenke, denke ich, dass das genau der richtige Moment war, um anzukommen.
Es waren nicht viele Leute zu diesem Zeitpunkt auf dem Gelände. Kaum lief ich ein Stück weiter rein, schon entdeckten mich die ersten NA-Freunde und nahmen mich in den Arm. Ich fühlte mich innerlich verkrampft, also ging ich zuerst ins Haus, legte die Tasche in eine Ecke und setzte mich daneben auf den Stuhl. Ich musste kurz atmen und wortwörtlich ankommen. Ich atmete einige Male ruhig ein und aus, stellte fest, dass meine Kinder schon weg waren. Als ich in Panik aus dem Haus raus laufen wollte, um sie zu suchen, sah ich, dass sie draußen auf dem Rasen standen und zwei NA-Freunde aus unserer Gemeinschaft mit ihnen lachten und spielten. Ich ging das ganze Gelände ab und stellte fest, dass es komplett eingezäunt war, und dass ich meine Kinder jederzeit hätte sehen können. Doch meine innerliche Anspannung hielt an.
Ich setzte mich auf eine Bank, und ein NA-Freund kam auf mich zu. Er setzte sich neben mich und fing an, sich mit mir zu unterhalten. Langsam fühlte ich mich etwas entspannter. Der Freund sprach mich an, warum ich so angespannt sei, und ich schämte mich, ihm die Wahrheit zu sagen, doch nach kurzem Nachdenken fiel mir ein, dass ich meinen Ängsten nur die Kraft nehmen kann, wenn ich sie ausspreche. Also begann ich, dem NA-Freund zu erzählen, wie unsicher ich mir gerade in dieser Situation vorkam. Er bot mir an, ein Stück mit mir zu laufen und das Gelände zu checken, was mir einiges an Ängsten nahm. Gerade als wir wieder im Eingangsbereich des Hauses ankamen, stürmte eine Flut an Männern an uns vorbei. Sie strahlten. Einige stellten sich um den Sprecher herum, der offensichtlich sehr bewegende Dinge geteilt haben musste. Eine Traube Menschen bildete sich um ihn. Kurz darauf löste sich auch der Kreis des Frauen-Meetings auf. Schlagartig verspürte ich einen verstärkten innerlichen Druck. Diese Menge an Menschen war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Während meine Kinder nach wie vor entspannt auf der Wiese spielten und sich gegenseitig mit anderen Kindern der NA-Freunde mit Wasserpistolen nass spritzen, stellte ich mich etwas abseits hin, und fing an, darüber nachzudenken, was mit mir los sei.
Ich kenne mich so gar nicht, dachte ich. Meistens bin ich sehr offen und lache mit den anderen, doch an diesem Tag fiel mir alles so schwer. Gerade als ich zurück zum Haus laufen wollte, kam eine Freundin auf mich zu. Wir umarmten uns und kamen ins Gespräch, und während sie mir von ihren Ängsten und ihrer Unsicherheit erzählte, weil sie tatsächlich auch das erste Mal alleine mit ihrem Sohn auf einer Convention war, erkannte ich mich in ihr. Ich beruhigte sie und merkte, dass die Worte, die ich ihr gegenüber aussprach, eigentlich genauso für mich galten. Ich schaute mit ihr gemeinsam in die Runde. Ich bat sie, gemeinsam einen Realitätscheck zu machen. Wir sahen Menschen, die im oberen Bereich der Wiese zelteten. Einige NA-Freunde lagen in der Sonne. Wieder andere saßen in Campingstühlen neben ihren Wohnwagen, die oben geparkt waren, und unterhielten sich.
Plötzlich fing mein Inneres an, sich zu erwärmen, und ich fühlte plötzlich das Gefühl, sicher in einer Familie aufgehoben zu sein. Wir nahmen uns beide in den Arm, und die Ängste fielen nach und nach von meinen Schultern, je länger wir uns hielten. Diese Convention war eine wichtige Erfahrung für mich, um zu erkennen, dass wirklich jeder NA-Freund mit allem, was er oder sie mitbringt willkommen ist.
Später, als wir heimfuhren, strahlten meine Kinder. Sie fragten „Mama, schlafen wir bitte nächstes Mal auf der Odenwald Convention?“, und ich antwortete: „Ja, das werden wir tun“.
Ich hatte es letztendlich geschafft, auch einige gute Gespräche zu führen und meine Ängste abzubauen. Obwohl wir nicht bis zum Highlight des Tages auf der Convention geblieben waren, und auch die Sprecher nicht angehört hatten, war es wichtig für mich, an diesem Tag da zu sein. Ich erkannte, dass die Vorbehalte, die ich an diesem Tag hatte, und die Ängste, die in mir aufgekommen sind, lediglich in meinem Kopf waren.
Ich darf mit allem was ich habe bei NA sein.



