Gesund bleiben
Gesund bleiben – körperlich und geistig: Ein persönlicher Erfahrungsbericht in Zeiten von Krankheit
Es gibt Momente im Leben, die uns an unsere Grenzen bringen – körperlich, emotional und geistig. Vor einigen Wochen fand ich mich in einer solchen Phase wieder. Erst war es eine scheinbar harmlose Erkältung, dann entwickelte sich daraus eine schwere Bronchitis. Körperlich geschwächt und ans Haus gebunden, merkte ich, wie sich meine „andere Krankheit“ – die Sucht – wieder in mein Leben einschleichen wollte. Sie versuchte, die Kontrolle über mich zu gewinnen, und ich erkannte, wie schmal der Grat zwischen Genesung und Rückfall ist.
Als ich nicht mehr in der Lage war, meine Präsenz-Meetings zu besuchen, begann mein Kopf, mir Geschichten zu erzählen – Geschichten, die nichts mit der Realität zu tun hatten, aber gefährlich überzeugend klangen. Mein innerer Kritiker flüsterte mir ein, dass mein Teilen in den Online-Meetings nichts wert sei, dass ich ohnehin keine Hilfe bekäme und dass Konsum die einfachste Lösung sei. Es fühlte sich an, als ob die Sucht die körperliche Schwäche ausnutzte, um an Stärke zu gewinnen.
Das Verlangen nach stofflichen Substanzen wurde immer stärker, und ich erkannte, wie dringend ich handeln musste. Erste-Hilfe-Maßnahmen waren notwendig: Ich suchte den Kontakt zu meinem Sponsor, zu guten Freunden aus der Gemeinschaft und zu anderen Menschen, die mich verstehen. Dieser Schritt war entscheidend. Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell die Sucht die Kontrolle übernehmen will, wenn ich ein paar Tage meine Genesung vernachlässige.
Diese Erfahrung hat mir wieder einmal vor Augen geführt, warum es heißt: Genesung an erster Stelle. Besonders in Zeiten körperlicher Krankheit darf man die geistige Gesundheit nicht aus den Augen verlieren. Hätte ich auf meinen „Suchtkopf“ gehört, hätte ich vermutlich konsumiert. Die alte Version von mir hätte dem Druck nicht standgehalten. Doch heute bin ich ein anderer Mensch. Ich habe gelernt, den ersten Impuls nicht sofort umzusetzen und Hilfe anzunehmen.
Als ich langsam wieder gesund wurde, begann ich, regelmäßig Meetings zu besuchen und meine Erfahrungen zu teilen. Und siehe da: Mein Kopf wurde wieder klarer. Diese Phase hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, konsequent an der Genesung zu arbeiten – auch und gerade dann, wenn man sich körperlich oder geistig nicht gut fühlt. Denn ohne diese Arbeit wäre ich rückfällig geworden.
Ich bin dankbar, dass ich diese Herausforderung überstanden habe. Sie hat mich daran erinnert, wie zerbrechlich, aber auch wie stark wir sein können, wenn wir auf uns achten und uns mit anderen verbinden. In diesem Sinne wünsche ich allen, die diesen Weg gehen, gute 24 Stunden – besonders in Zeiten von Krankheit. Achte auf dich, sowohl körperlich als auch geistig. Deine Gesundheit, deine Genesung und dein Leben sind es wert.