ALLEINerziehend in NA
ALLEINerziehend sein im NA-Programm
Mein Name ist Maria und ich bin süchtig. Ich bin seit vielen Jahren im NA-Programm. Ich habe meine Schritte geschrieben und mich mit Sponsorschaft als Sponsorin und als Sponsee auseinandergesetzt. Ich war auf Conventions und habe Service an verschiedenen Orten und in verschiedenen Bereichen gemacht, bis ich eines Tages vor die größte und schwierigste Aufgabe in meiner Cleanzeit gestellt wurde.
Das ALLEINerziehend sein!
Es war nicht so, dass ich mir das gewünscht hätte und auch nicht so, als hätte ich nicht alles getan, um nicht in diese Situation zu kommen. Doch manchmal passiert es, dass man in Lebenslagen kommt, in denen man beweisen muss, wie viel Verantwortung man bereit ist, tatsächlich zu tragen. So geschah es mir, als mein Partner rückfällig wurde und die Beziehung nach vielen Jahren nicht mehr tragbar war. Plötzlich stand ich da mit zwei kleinen Kindern. ALLEINERZIEHEND!
Das eine war der Alltag, den ich als cleane Süchtige nun alleine mit zwei Zwergen clean überstehen musste. Das Kochen, Putzen, der Papierkram, der mir über den Kopf wuchs, die Enttäuschung, die Trennung und die neue Lebenslage, mit der ich nun zurechtkommen musste. Das andere war mich mit dem ganzen Päckchen, mit dem ich nun plötzlich da stand voller Schuld und Scham vor meiner Familie, NA und meinen Freunden ehrlich zu zeigen.
Vorwürfe belasteten mich. Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich nur in diese Lage geraten? In dem ersten Meeting, in dem ich nach der Trennung war, erfuhr ich unterschiedliche Reaktionen. Einige NA-Mitglieder sprachen mir Mut zu und sahen, wie schwer es mir fiel. Sie kamen zu mir und umarmten mich. Die ein oder andere nahmen mir während meines Teilens das kleinere der Kinder ab oder beschäftigten sich leise mit den Kleinen. An vielen der Tage war dies meine Rettung. Andere wiederum machten mir Vorwürfe und warfen mir vor, dass der Rückfall für einen Süchtigen völlig natürlich sei. Man fragte mich provokant, was ich erwartet hatte? Es verletzte mich, diese Dinge zu hören, weil ich weiß, das Sucht nichts logisches ist. Ich fühlte mich bewertet, verurteilt und beschämt.
Über die Zeit hörte ich immer wieder im Teilen einzelner Mitglieder, dass sie irritiert waren und sich gestört fühlten von Kindern im Meeting. Nun saß ich da … mit dieser frischen Trennung, zwei kleinen bedürftigen Kindern und einer Menge Scham. Ich begann, mich von den Meetings fernzuhalten. Es war mir peinlich, wenn einzelne ältere Mitglieder davon berichteten, dass sie damals diese Probleme nicht hatten, weil sie ja eine Babysitterin hatten. Es war mir peinlich zu sagen, dass ich kein Geld dafür hatte, und dass ich mich durch diese indirekte Kritik unwillkommen fühlte. Ich bevorzuge es lieber, mein Gesicht zu wahren und dafür meinen Arsch zu opfern und gab alle Serviceposten ab, um nicht mehr regelmäßig hingehen zu müssen, da ich mich unwillkommen und fehl am Platz fühlte. Ich ging zuerst noch in Online-Meetings und obwohl ich die Online-Meetings wie viele andere schätze, hat es mich von Woche zu Woche immer mehr alleine gemacht. Die fehlenden Umarmungen und die emotionale Verwahrlosung nahmen überhand. Ich hatte Prinzipien nicht über Personen gesetzt und das Ergebnis war eindeutig … Ich begann mich wieder körperlich zu verletzen. Ich pflegte immer weniger Kontakt zu meinen Freunden und das Gefühl des ungewollt seins wurde immer größer. Heute weiß ich, dass ein großer Teil dieses Gefühls aus meiner Herkunftsfamilie stammte, aber in diesem Moment war ich nicht in der Lage zu differenzieren, woher es kam. Es dauerte nicht lange und der Wahnsinn in meinem Kopf nahm überhand und ich fing an, schlecht über NA zu denken. Ich bin heute froh und dankbar, dass meine Sponsorin und ein paar Freunde mich nicht verlassen haben. Sie riefen mich regelmäßig an und gaben sich Mühe den Kontakt zu mir zu halten. Heute weiß ich – das war meine Rettung. Es dauerte nicht lange und ich begab mich in eine Klinik. Dort bekam ich Zeit und Unterstützung, um mit meiner neuen Lebenslage zurechtzukommen. Es war wichtig für mich, mir über NA hinaus Hilfe zu suchen, da NA nicht für alles die Lösung ist. Allerdings durfte ich in der Klinik lernen, dass NA vermutlich nicht für alles die Lösung hat, aber meine Überlebensgrundlage darstellt und wie viel mir dieses Programm gegeben hat. Die Kraft, um clean diese schwere Zeit zu überstehen, hat mir dieses Programm gegeben und auch, wenn einzelne ein Problem damit haben, so trage ich mit meinen zwei Kindern eine Menge Verantwortung und kann es mir nicht erlauben, meinen Weg zu verlassen. Nach der Klinik kehrte ich zurück in die Meetings. Ich gehe heute wieder regelmäßig zu NA Meetings. Es ist noch immer schwierig, bei bestimmten Blicken sitzen zu bleiben, doch sobald der Gedanke kommt, denke ich den Gedanken zu Ende….
Ich habe mir meinen Stuhl in den Meetings bitter verdient und ich werde ihn nicht hergeben. Ich bin ein Mitglied von NA, und wir sind alle gut, so wie wir sind, mit allem, was wir mitbringen, egal ob mit Hund, Kind, Schulden, Erkrankungen, clean oder rückfällig… uns verbindet alle eines: der Wunsch, nur für heute, Tag für Tag, clean zu sein. Das ist meine Eintrittskarte zu NA!!!
Danke euch fürs Lesen.